Es geht auch ohne die chemische Keule im Garten

 

Spitzwegerich, Schachtelhalm und Schöllkraut – die einen setzen auf ihre Wirkung als Heilkraut, für die anderen ist es schlicht Unkraut. Gleiches gilt für Löwenzahn, Vogelmiere und Gänseblümchen - die einen nutzen sie zur Verfeinerung von Salaten, für die anderen ist es wieder nur lästiges Unkraut. Auch bei Brennnesseln, Hornklee und Wilder Möhre gilt - für die Raupen von Schmetterlingen sind sie als Futterlieferant unverzichtbar, für Gartenbesitzer sind es nur auszumerzende Unkräuter.

 

Wir bezeichnen also all das als „Unkraut“, was in unseren Augen unerwünscht und störend im Garten wächst und bekämpfen es mit allen Mitteln. Betrachtet man die Verkaufszahlen von Unkrautvernichtungsmitteln könnte man meinen, dass jegliches Unkraut totgespritzt wird: Jedes Jahr gehen in Deutschland hunderte von Tonnen Herbizide über die Ladentheke nur für den Einsatz in Privatgärten. Müssen Landwirte erst einen Sachkundenachweis für den Benutzung von Pflanzenschutzmitteln vorweisen, so sollen Privatleute von den Händlern über die Regeln für die Verwendung der chemischen Gifte informiert werden. Trotzdem werden Unkrautvernichtungsmittel von Hobbygärtnern vielfach unsachgemäß benutzt. Bevor man Zeit mit dem Kleingedruckten vergeudet, greift man lieber auf das Motto zurück „viel hilft viel“. Dabei wiegen die ökologischen Folgen der Giftspritze schwer, denn sowohl die biologische Vielfalt als auch die eigene Gesundheit nehmen Schaden.

 

Wer weiß schon, dass Unkrautvertilgungsmittel auf befestigten Flächen, wie Terrassen, Bürgersteigen und Stellplätzen streng verboten sind, auch wenn manche Hersteller anderes auf ihre Verpackung schreiben? Das Problem liegt darin, dass die Gifte auf versiegelten Flächen und Schotterwüsten leicht vom Regen abgewaschen und dann ins Abwassersystem oder ins Grundwasser gelangen. Die Geldbußen für diesen falschen Einsatz können bis zu 50.000 Euro betragen. Ebenso ist die Entsorgung von Resten der chemischen Mittel über den Hausmüll oder gar über das Abwassersystem nicht erlaubt bzw. strafbar. Reste dürfen nur an Sammelstellen für Sondermüll abgegeben werden.

 

Aber auch die sachgemäße Verwendung von Herbiziden auf Grünflächen führt dazu, dass chemische Gifte in die Umwelt gelangen und Böden, Tiere und Menschen gefährden. Daher ruft der NABU dazu auf, komplett auf Unkrautvernichter und Pflanzenschutzmittel im Garten zu verzichten, zumal es viele Alternativen gibt, die naturverträglich sind und auch zum Ziel führen.

 

Wenn in Staudenbeeten alle freien Flächen zugewachsen sind und eine geschlossene Fläche bilden, können sich kaum „Unkräuter“ ansiedeln. Daher ist in solchen Beeten nur am Anfang das Jäten von Beikräutern erforderlich, bis sich die Kulturpflanzen durchgesetzt haben. Wenn Sie offene Bodenbereiche mit Rindenmulch, Stroh oder Grasschnitt bedecken, beugen Sie nicht nur „Unkräutern“ vor, sondern sorgen auch dafür, dass der Boden nicht so schnell austrocknet.

 

Beim Zupfen und Hacken ist es wichtig, unliebsame Wildkräuter noch vor der Samenreife zu entfernen. Wurzelunkräuter, wie Löwenzahn und Ampfer, sollten möglichst am Stück ausgezogen werden z.B. mit einem Unkrautstecher. Diese sind mittlerweile auch mit langem Stiel und somit rückenschonend erhältlich. Gleiches gilt für Fugenkratzer. Das Ausstechen gelingt am besten, wenn der Boden feucht und locker ist. Samenwildkräuter, wie Wolfsmilch und Vogelmiere, können leicht durch Hacken bekämpft werden.

 

Besonders hilfreich für den Verzicht auf die chemische Keule im Garten ist ein Umdenken in Bezug auf Beikräuter, außerdem Mut zu wilden Ecken und Gelassenheit gegenüber Wildpflanzen und den Kommentaren der Nachbarn. Viele „Unkräuter“ stellen eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten und Vögel dar, deren Bestand seit Jahren rückläufig ist. Oft reicht es schon, im Garten nur lenkend einzugreifen, damit sich Wildkräuter nicht übermäßig ausbreiten. Chemische Gifte braucht es dazu aber nicht.