Nächtliche Beleuchtung – weniger ist mehr

Wer hat nicht schon mal Satellitenbilder von Europa bei Nacht gesehen? Wie leicht sind hier Metropolen wie Paris, London oder Berlin zu erkennen allein deswegen, weil Straßen, Plätze und Gebäude nachts in hellem Licht erstrahlen. Firmen beleuchten Industrieanlagen, Schaufenster und Werbetafeln, Städte setzen Parks, Brücken und Sehenswürdigkeiten mit Licht in Szene, Stadien werden regelrecht geflutet und auch bei Privatleuten werden Gartenwege, Teiche und die eigene Hausfassade mit Lichtinstallationen bestückt.

 

Selbstverständlich ist die nächtliche Beleuchtung von Straßen und Plätzen wichtig, weil dadurch das Wohl- und Sicherheitsbefinden erhöht wird, Unfällen vorgebeugt werden kann und auch das gesellschaftlich Leben in Städten davon profitiert. Da aber die Beleuchtung der Nachtlandschaft von Jahr zu Jahr zunimmt, werden die zahlreichen, negativen Auswirkungen mittlerweile als Lichtverschmutzung oder Lichtsmog betitelt.

 

Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen

 

Da die vielen künstlichen Leuchten das natürliche Licht überstrahlen, können nacht- und dämmerungsaktive Tiere sich nicht mehr am schwachen Licht des Mondes und der Sterne für die Futter- und Partnersuche orientieren. Vor allem Nachtfalter, Käfer, Mücken und Fliegen werden von nächtlicher Beleuchtung magisch angezogen, so dass sie bis zur Erschöpfung die Lampen umkreisen, dabei nur ein geringes Fluchtverhalten zeigen, leichte Beute werden oder in undichten Lampengehäusen verenden. Alljährlich sterben allein in Deutschland Milliarden Insekten durch Straßenlaternen.

 

 

Auch Vögel werden durch künstliche Lichtquellen in ihrer Orientierung gestört, Zugvögel werden von ihren gewohnten Routen abgelenkt und Singvögel starten früher mit der Brut ungeachtet des geringeren Nahrungsangebots und der niedrigeren Temperaturen.

 

 

Zudem hat die nächtliche Beleuchtung Auswirkungen auf das Verhalten von Amphibien, Fischen und Fledermäusen. In Schweden zeigte eine Untersuchung, dass über 20 Prozent der Fledermauskolonien in beleuchteten Kirchen verschwanden, wohingegen die Kolonien in unbeleuchteten Gotteshäusern 25 Jahre lang unverändert erhalten blieben.

Gegenmaßnahmen

 

 

Man kann jedoch dazu beitragen, die allgemeine Lichtverschmutzung zu reduzieren, indem man auf Dauerlichter verzichtet, die nicht notwendig sind, z.B. für die Ausleuchtung von Fassaden. Mit Zeitschaltuhren kann die Beleuchtungsdauer im Garten verringert werden, damit Lichter in den ungenutzten Nachtstunden ausgeschaltet bleiben. Bewegungsmelder an Hauseingängen sollten so eingerichtet werden, dass Außenleuchten nicht schon einsetzen, wenn auf der Straße nur ein Auto vorbeifährt.

 

 

Generell eignen sich vollgeschirmte Leuchten, die zielgerichtet ohne Streuverlust nach unten strahlen. Ungünstig erweisen sich dagegen vor allem Strahler, die nach oben leuchten, außerdem Kugellampen und Leuchten mit Streulicht in die Breite. Besonders durch warmweißes, UV-armes Licht ohne Blauanteil werden weniger Insekten angelockt. Bei allen Leuchtmitteln sollte die Lichtleistung so niedrig wie möglich gehalten werden, denn bei gleichmäßiger Ausleuchtung auch mit schwachem Licht erkennt man Wege besser als bei starken Hell-/Dunkelkontrasten.

 

 

Die zunehmende Aufhellung der Nachtlandschaft ist ein vielerorts unterschätztes Problem. Mit einem bewussten Umgang von künstlichem Licht im Außenbereich hat jeder einzelne die Möglichkeit, etwas gegen Lichtsmog zu unternehmen. Im öffentlichen Raum können Kommunen mit Unterstützung von Lichtplanern für eine umweltschonende Außenbeleuchtung sorgen. Hier bietet zudem der entsprechende Leitfaden des Bundesumweltministeriums weitreichende Informationen.

 

  Vielleicht haben wir dann auch mal wieder die Chance, ohne Störlichter am Nachthimmel die Milchstraße zu entdecken.