Radeln, um Strom zu erzeugen - ein Gedankenexperiment

Wie schaffen wir es, mit einfachen Maßnahmen im Haushalt weniger Strom zu verbrauchen?

 

Stellen wir uns vor, wir müssten jeglichen Strom, den wir verbrauchen, erst mal komplett selbst erzeugen beispielsweise durch entsprechend langes Radeln auf einem Hometrainer, mit dem wir 200 Watt stündlich produzieren könnten. Wie würde sich das auf unsere Stromnutzung auswirken?

Vermutlich würde man auf manche Elektrogeräte komplett verzichten, da sie wahre Stromfresser sind. Statt unnötig für den Wäschetrockner strampeln zu müssen, würde man daher die Wäsche ganz einfach auf eine Leine hängen und an der Luft trocknen lassen. Das spart pro Trockenvorgang 10 bis 20 Stunden Strampelei, je nach Geräteeffizienz und Trocknungsgrad. In ähnlicher Weise würde man kaum noch etwas bügeln und auch den Föhn nicht mehr verwenden: 10 Minuten föhnen bedeuteten sonst 1 Stunde radeln.

Da der Kühl- und Gefrierschrank ebenfalls fast ein Fünftel des Stromverbrauchs im Haushalt ausmacht, würde man feststellen, dass man den Gefrierschrank mal wieder abtauen sollte, man zudem den Regler auf eine höhere Temperatur bzw. auf die kleinste Stufe einstellen kann, und dass man das veraltete Modell durch ein effizienteres und ggf. kleineres Gerät ersetzen könnte. Auch die Kühlschranktür würde man stets schnellstmöglich wieder schließen, warme Sachen erst mal außerhalb abkühlen lassen und keinen Aufstellplatz neben der Heizung oder in der Sonne mehr wählen. Damit würde man einiges an Strom sparen. Vielleicht stellt man sogar fest, dass man auf die alte Kühltruhe oder den Gefrierschrank komplett verzichten kann und dass ein kleines Kühlfach über dem Kühlschrank völlig ausreicht.

Muss man sich für jede Kilowattstunde erst eine Weile bewegen, so findet man schnell heraus, dass das Erwärmen von Wasser besonders energieaufwendig ist. Als Konsequenz wäre dann die 90° Wäsche passé und man würde erkennen, dass mit den heutigen Waschmitteln die meiste Wäsche schon bei 30° oder 40° sauber wird. Sicherlich würde so gar nicht mehr jedes Wäscheteil nach einmaligem Tragen gleich in die Maschine wandern und auch auf halbvolle Ladungen würde man verzichten und lieber so lange warten, bis die Trommel ganz gefüllt ist.

Damit man weniger strampeln muss, würden Menschen mit Durchlauferhitzer fürs Händewaschen und Zähneputzen nur noch kaltes Wasser verwenden, auf eine heiße Badewanne komplett verzichten und in der Dusche das Wasser beim Einseifen abstellen und eine Sparbrause verwenden. Geschirr würde man nicht mehr unter fließendem, heißen Wasser abspülen, sondern stattdessen in einem möglichst kleinen Becken spülen, um wenig warmes Wasser erzeugen zu müssen. Auch halbvolle Spülmaschinen gehörten der Vergangenheit an, da man auch hier für das Aufheizen des Wassers lange Radfahren müsste.

Möchte man etwas Warmes essen, so müsste man zunächst erst mal viel Zeit auf dem Hometrainer verbringen, da auch Elektroherde zu den Stromfressern zählen. Benutzt man aber beim Kochen weniger Wasser und nimmt einen Deckel für die Töpfe, so bräuchte man nur halb so lange fürs Radeln wie diejenigen, die den Deckel weglassen. Schnell wird man lernen, dass man bei herkömmlichen Elektroherden schon 5-10 min vor Ende der Garzeit die Platten aus machen kann, um die Restwärme zu nutzen.

Einiges an Zeit spart man auf dem Rad, wenn man alte Glühbirnen durch LEDs ersetzt und zusätzlich darauf achtet, ungenutzte Lichter gleich auszumachen.

Für Fernseher, Computer, Handy, Router usw. benötigen wir mittlerweile ungefähr ein Drittel der gesamten Haushaltsstrommenge. Fernseher werden immer größer und damit stromhungriger und es gibt mehr und mehr Kommunikationsgeräte. Hier kann einiges an Energie gespart werden, indem die Geräte konsequent ausgeschaltet werden, sobald man sie nicht mehr benutzt. Gerade über Nacht können alle Geräte über eine schaltbare Steckerleiste und zudem das WLAN-Signal ausgemacht werden, ansonsten muss man auch nachts noch weiter strampeln, da auch der Standby-Modus Strom verbraucht.

Glücklicherweise kommt bei uns der Strom aber einfach so aus der Steckdose, ohne dass wir uns anstrengen müssen. Allein die alljährliche Stromrechnung gibt Aufschluss über unser Nutzungsverhalten. Betrachtet man den gesamten Stromverbrauch in Deutschland, so schlagen die Haushalte mit 25% zu Buche. Jeder einzelne kann allerdings z.B. durch die oben aufgezeigten kleinen Maßnahmen und durch bewusste Kaufentscheidungen für sparsame Geräte mithelfen, den Strombedarf zu verringern und so gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.