Ein Hoch auf das Fahrrad


Alltagsradeln auf Kurzstrecken zu jeder Jahreszeit

 

Täglich sind wir unterwegs. Morgens geht es zum Bäcker, dann zur Arbeit oder zur Schule, Einkäufe müssen erledigt und Päckchen zur Post gebracht werden. Wir besuchen Freunde und Verwandte und haben regelmäßig einen Friseur- oder Arzttermin. Für die meisten dieser Fahrtziele müssen wir nur kurze Wege einplanen, weil sie sich in der Regel innerorts befinden.

 

Untersuchungen zeigen, dass heutzutage ca. die Hälfte aller Kurzstrecken unter 5 Kilometern in Großstädten mit dem Auto zurückgelegt werden. Da bei uns in Bürstadt die Parkplatzsituation entspannter ist, wird vermutlich auch bei uns mindestens für jede zweite kurze Strecke das Auto gewählt. Dabei gibt es eine Alternative, die enorme Vorteile bietet, aber noch viel zu selten genutzt wird - das Fahrrad.

 

Die Bewegung beim Radeln hält uns fit und stärkt das Immunsystem. An der Universität Utrecht fand man heraus, dass sich durch regelmäßiges Rad fahren die Lebenserwartung um 3 bis 14 Monate erhöht. Nicht umsonst ermuntern immer mehr Firmen ihre Angestellten, Rad zu fahren, denn allein dadurch verringern sich die Krankheitstage der Mitarbeiter deutlich.

 

Außerdem werden beim Rad fahren weder umweltschädliche Abgase erzeugt noch große Strommengen verbraucht, wie bei Verbrennungs- bzw. Elektroautos. Damit sind Radfahrer umweltfreundlich unterwegs und gleichzeitig flink, denn in Sachen Schnelligkeit liegen Fahrräder in Städten noch vor den Autos bei Distanzen unter 5 Kilometer. Bekanntlich stehen Radfahrer selten im Stau und können direkt vor dem Ziel ihren Drahtesel abstellen.

 

Da man mit dem Rad geräuschlos daherkommt, entsteht auch kein Verkehrslärm für Mensch und Umwelt.

 

Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass Räder nur einen Bruchteil der Verkehrsflächen brauchen, die von Autos beansprucht werden, denn Fahrräder und Radwege sind schmal. PKWs dagegen produzieren einen enormen Flächenverbrauch. Sie benötigen breite Fahrbahnen und sehr viel Parkfläche gerade angesichts der immer größer werdenden Automodelle. Allein auf einem PKW-Parkplatz könnte man acht Fahrräder abstellen. Würden mehr Menschen für kurze Wege auf das Rad umsteigen, entspannte sich der Platzmangel in unseren Städten allein durch die nicht mehr benötigten Auto-Parkflächen. Nebenbei verursachen Autostellplätze ca. 4000-5000€ Kosten pro Parkplatz, wohingegen die Kommune für einen Fahrradbügel nur 50-120€ bezahlen muss.

 

Wieso fahren trotzdem nur 12 Prozent der Menschen der EU im Alltag mit dem Rad, jedoch 50 Prozent täglich mit dem Auto? Ursächlich ist einerseits, dass seit Jahrzehnten das Auto bei Verkehrsplanungen im Vordergrund steht und der Fahrradverkehr meist nur eine untergeordnete Rolle spielt. Daher fehlen vielerorts Radwege oder sie sind zu schmal gebaut und enden unvermittelt. Sicheres, unkompliziertes Radfahren ist so nur bedingt möglich. Mit dem Umbau der Nibelungenstraße wird dies zumindest in diesem Bereich deutlich verbessert werden.

 

Andererseits haben viele Wochenendradler noch nicht erkannt, dass man auch im Alltag bei kurzen Wegen dem Rad den Vorzug geben sollte. Einkäufe können im Fahrradkorb, in Satteltaschen oder gar im Fahrradanhänger problemlos transportiert werden. Mit der richtigen Kleidung ist Radeln auch bei jedem Wetter und jeder Jahreszeit möglich, ausgenommen Schnee- oder Eisglätte. Mit Radlicht, Reflektoren und einer leuchtenden Weste wird man auch in der dunklen Jahreszeit schon von weitem gesehen. Hat man eine Regenhose im Gepäck, kann einem auch ein plötzlicher Schauer nichts anhaben und ist man im Winter mit Handschuhen und Schal ausgerüstet, wird einem beim Radeln nicht kalt.

 

Autofahrer können Radfahrern das Leben leichter machen, indem sie sich an den vorgeschriebenen Abstand von 1,5 Metern innerorts halten, nicht auf Radwegen parken und stets einen Schulterblick machen, bevor sie abbiegen oder aussteigen, um heranfahrende Radler nicht zu übersehen.

 

Alltagsradfahren muss man nur ausprobieren. Schnell wird man sich freuen, weil man samstags früh mit dem Rad schon vor dem Auto fahrenden Nachbarn beim Bäcker angekommen ist.